Sigma 24 mm f/1.4 ART Test für Portraitfotos

Lange Zeit habe ich den Komfort des Standardzooms genutzt und es als Allroundtalent für meine Hochzeitsfotos verwendet. Aber, es kann fast alles und nichts so richtig. Die 2.8er Blende sieht meist gut aus, aber um sich als Fotograf mit einem eindeutig zu identifizierenden Look zu versehen, muss es schon mehr sein als ein f2.8 Zoom. Die passenden Objektive für die eigene Arbeit auszuwählen gehört zum Findungsprozess für den persönlichen Stil eines Fotografen.
Das 24-70 verleitet zur Faulheit. Anstatt sich zum Motiv hin oder weg zu bewegen, dreht man am Rad und "biegt" sich die Komposition zurecht.
Das geht sehr schnell hat aber den Nachteil dass es den kreativen Prozess kaum fördert. Wenn nur eine Brennweite zur Verfügung steht, muss viel aktiver an der Komposition gearbeitet werden.

Als mein 24-70 im vergangenen Jahr durch Dublins unerbitterliche Kopfsteine zu Bruch gegangen ist, stand ich also vor der Wahl: Wieder ein Zoom oder zurück zu Festbrennweiten?
Meine Wahl ging zu Gunsten der Festbrennweiten aus. Mit der ART-Serie hat Sigma bereits vor einiger Zeit Objektive hervorgebracht, die die besten Linsen der großen Hersteller in die Schranken weisen.
Mit dem Sigma 24mm 1.4 ART und dem dazugehörigen 50er habe ich mein defektes Zoom ersetzt.

Sigma 24mm 1.4 ART Test

Sigma 24mm f1.4 ART Weitwinkelobjektiv Testbericht

Von den ersten Schnappschüssen im Zimmer und auf der Straße war ich nur wenig begeistert. Zugegeben, bei trübem Wetter sieht kaum etwas gut aus. Es fehlt der Kontrast.
Nach der ersten Hochzeit wurde mir schnell klar dass es ein unglaublich gutes Objektiv ist. Um es vorweg zu nehmen: Es ist jeden Cent wert, ich liebe den Look und die Schärfe. Die Farbwiedergabe ist grandios. Kurzum: Absolute Kaufempfehlung. Nun weiter in meinem Testbericht.

24mm für Portaits?

Ein Weitwinkelobjektiv wird üblicherweise nicht mit der Portraitfotografie assoziiert, eher mit der Landschaftsfotografie.
Aber wer mutig ist wird belohnt werden. Die beiden genannten Disziplinen miteinander zu kombinieren birgt großes Potential. Ich denke dabei an das Paarshooting mit Caro und Henning in Breskens. Das Meer, die Abendsonne, zwei hübsche Menschen die sich lieben... Klar. So viele gute Argumente... jede Brennweite hat da ihren Reiz. Aber das Sigma 24mm mit seiner f1.4 Offenblende ist schon eine tolle Kombination. Strand und Meer werden cremig weich während die beiden Haarscharf jedes Detail ihrer Liebe preisgeben. Dabei ist es schwer zu entscheiden ob man die Bilder lieber in den wunderbaren Farben des Objektivs genießt oder die Reduzierung auf's wesentliche genießt.

Portrait mit Sigma 24mm f1.4 ART Weitwinkelobjektiv
Portrait am Meer mit Sigma 24mm 1.4 ART Weitwinkelobjektiv

Bei der Portraitfotografie mit einem Weitwinkelobjektiv gibt es etwas zu beachten. Köpfe gehören in die Mitte. Obwohl das Sigma 24mm 1.4 ART wenig verzerrt, sollte man Köpfe nicht zu sehr in die Ecken bringen um Verformungen zu vermeiden. Wie sehr sich das beim Sigma auswirkt, kann man an den beiden Bildern sehr schön erkennen. Beide Fotos sind nicht gecroppt. Sein Kopf ist bereits etwas verzerrt aber noch akzeptabel. Es ist Vorsicht geboten. Das schränkt zwar etwas ein, ist aber kein Großes Hindernis. Es ergeben sich dennoch genügend Kompositionsmöglichkeiten.

Durch die perfekte Schärfe bei Offenblende kann auch Mal großzügig gecroppt werden. Ich bin kein Fan davon nachträglich zu croppen, aber manchmal tut es einem Bild gut.

Beim Fotografieren hatte ich eine andere Intention. Aber beim durchsehen der Bilder habe ich das Motiv anders wahrgenommen und mich für das Hochformat entschieden. So kommt der Ausdruck von Hennig besser zur Geltung. Durch die hervorragende Abbildungsleistung, schärfe und Treffsicherheit des Autofokus ist ein Crop von 2/3 durchaus möglich. Die D800 bietet mit 38 Megapixel ausreichende Reserven dafür. Aber selbst mit 24, 18 oder 12 Megapixeln wäre das noch möglich.

Keine Schwächen?

Das hier ist kein gesponsorter Beitrag. Dennoch habe ich keinen wirklichen Haken feststellen können. An der D800 kann es ab und zu Mal vorkommen dass der Autofokus nicht perfekt treffsicher ist. Das ist meistens der Fall wenn es dunkler oder hektisch wird. Z.B. beim tanzen. Wer ist hier zu beschuldigen? Die D800 oder die Linse? Die Kombination arbeitet hervorragend wenn die Konditionen besser werden. Wenn bei ca. 8 von 10 Bildern der Fokus sitzt, will ich nicht meckern. Ähnliche Quoten hatte ich auch mit dem 24-70 und meinen anderen Objektiven.
Die wohl offensichtlichen Aspekte wie Gewicht und Größe fallen zwar auf, aber ich empfinde sie nicht als negativ. Für mich handelt es sich um ein Arbeitsgerät. Die Qualität bedeutet mir mehr als ein kleiner Formfaktor.

Für wen ist das Sigma 24mm f1.4 ART geeignet?

Es ist vergleichsweise groß, schwer und teuer. Wen das nicht abschreckt, erhält mit dem Sigma 24mm ART ein hervorragendes Weitwinkelobjektiv. Es ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Wer den Weitwinkel-Look nicht mag, greift vermutlich lieber zum Sigma 35mm f1.4 ART oder zum neuen Sigma 40mm f1.4 ART. Die gesamte ART-Serie von Sigma ist empfehlenswert. Ich besitze außerdem das 50er ART und plane das 85mm ART anzuschaffen.

Update Mai 2019

Es gibt einen Neuzugang in der Riege: Das Sigma Art 105mm f1.4.
Anstelle des 85er habe ich mich für das 105er entschieden um eine andere Bildwirkung zu bekommen. 85mm sind relativ gängig im Gegensatz zu 105mm. Größe und Gewicht sind bemerkenswert, leider nur negativ. Ich komme damit klar, aber angenehm ist es nicht. Die Bildqualität entschädigt dafür enorm.


Wer noch mehr über mein Equipment wissen möchte, kann sich hier über mein Equipment informieren.

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